Freitag, 16. Juli 2010

Klassik im Park und ein ganz besonderer Stammtisch

Heute berichten wir euch von zwei besonderen Abenden, die wir diese Woche verbracht haben.

Am Dienstag waren wir wie zehntausende andere New Yorker im Central Park, um bei freiem Eintritt unter ebenso freiem Himmel den Klängen von zwei renommierten klassischen Orchestern zu lauschen. Erstmals haben die New Yorker Philharmonics gemeinsam mit einem anderen Ensemble ein Konzert gegeben, und zwar mit den Philharmonikern aus Shanghai in China. Unglücklicherweise hatte es am Nachmittag in Strömen geregnet, weswegen der Rasen im Central Park großlächig durchnässt war. Wir haben ausreichend Decken eingepackt und uns durch die Menschenmassen geschlagen, bis wir in guter Entfernung zur Bühne endlichen einen halben Quadratmeter Platz gefunden hatten. Als wir uns dann umschauten, erkannten wir, dass wir mitten in einer Außenstelle von China Town gelandet waren - rings um uns hatte sich eine Traube von Chinesen niedergelassen, unter denen wir als Europäer dann doch ziemlich auffielen.

Chinatown-in-Central-Park

Die musikalischen Gäse aus China lieferten unter anderem mit einem Mozart-Stück eine beeindruckende Kostprobe ihrs Könnens. Der eindeutige Höhepunkt für die Chinesen war dabei der Auftritt des chinesischen Klaviervirtuosen Lang Lang.

Lang-Lang

Wider Erwarten dauerte sein Auftritt aber gar nicht so Lang (hihi! Stephan findet das grad sehr lustig!).

Danach folgten mit den New Yorker Philharmonics die Lokalmatadoren. Da die Nacht bereits hereingebrochen war, konnten wir unter Sternenhimmel und vor dem Hintergrund der beleuchteten Wolkenkratzer Lieder aus West Side Story, Romeo und Julia und - zum Abschluss - den Boléro von Ravel genießen. Quasi mit der letzten Note fing es wieder zu regnen an, wir schafften es aber mit knapper Not noch ins nächste Taxi. Ein wirklich toller Abend, an dem wir wider Erwarten trocken geblieben sind!

Gänzlich anders, jedoch genauso aufregend war dann der gestrige Mittwoch Abend. Wir waren nämlich Gäste bei einem Stammtisch an der Upper Eastside, der seit 1942 ohne Unterbrechung jeden Mittwoch stattfindet. Dieser Stammtisch wurde von Oskar Maria Graf zusammen mit anderen jüdischen Emmigranten aus Österreich und Deutschland, die in der Nazizeit nach New York geflüchtet sind, ins Leben gerufen. Heute trifft man sich in der Wohnung von Gaby Glückselig, spricht über Politik, Kunst, Kultur und die Vergangenheit. Es wird gemeinsam gegessen, jeder bringt eine Kleinigkeit mit und alle sind per Du und sprechen Deutsch miteinander. Viele Teilnehmer sind weit jenseits der 80 Jahre alt, Gaby selbst ist bereits 92, körperlich bereits sehr gebrechlich, aber geistig noch topfit und eine wirklich freundliche Gastgeberin.

Da Gedenkdiener und Praktikanten aus dem Leo Baeck Institute und andere interessierte Gäste immer gern gesehen sind, wurden auch wir herzlich in den Kreis aufgenommen, ebenso wie unsere mitgebrachten Cremetörtchen :-). Niki kannte viele frühere Gäste, die sich im Gästebuch eingetragen hatten, bereits aus ihren Forschungen zur Emmigrantin und Lyrikerin Mimi Grossberg - für sie ist das also wirklich die richtige Community, nicht nur, weil sie alle alten Schlager mitsingen kann. Stephan war ebenso beeindruckt und fand mit einem pensionierten jüdischen Patentanwalt aus Deutschland namens Stefan auch gleich jemanden zum Fachsimpeln.
Wer noch mehr über diesen wirklich außergewöhnlichen Stammtisch nachlesen möchte, kann dies in folgendem Zeitungsartikel tun: Link . Wir haben uns auf jeden Fall sehr wohl und geehrt gefühlt, dass wir an dieser New Yorker Institution teilhaben durften und werden jedenfalls gerne wieder hingehen!

Beim Heimweg hatte uns dann das Glück verlassen, denn wir gerieten das erste Mal wirklich mitten in einen New Yorker Wolkenbruch, bei dem auch der neu erworbene Schirm wenig half. Auch dieses Mal rettete uns eines der zahllosen yellow cabs, die übrigens wirklich sehr bequem sind und seit neuestem alle einen kleinen Flachbildschirm auf der Rückbank eingebaut haben.

So, jetzt reichts wieder mit der Berichterstattung und wir hauen uns in die Federn, damit wir morgen wieder frisch und fröhlich ans Tageswerk gehen können. See you!

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